
Das Grüne Kreuz leuchtet gefühlt an jeder Straßenecke. Apotheken, so scheint es, gibt es in Valencias Stadtteil El Cabanyal jede Menge. Und das ist keinesfalls die Ausnahme sondern eher die Regel, wie ein Blick in die Statistik zeigt: Spanien gilt als apothekenreichstes Land Europas. Wir sind durch Valencias Apothekenlandschaft gebummelt.
„Vorne an der Apotheke musst du einfach nach rechts abbiegen.“ Eine Wegbeschreibung wie diese ist „Musik in den Ohren“. Schließlich ist man ja nach Valencia gekommen, um einen Eindruck über die dortige Apothekenlandschaft zu gewinnen. Genügend Gelegenheit dazu gibt es bereits auf dem Weg zum Hotel. Allerdings: Die drei Apotheken, an denen wir vorüber kommen, sind allesamt geschlossen! Die spanische Mittagsruhe ist auch den Apotheken heilig, hier in El Cabanyal.

Der angesagte Stadtteil, unweit des Zentrums von Valencia, besticht durch seinen traditionellen Charme und grenzt zugleich direkt an die Sandstrände im Norden der Stadt Valencia. Das lockt Expats, das lockt auch die Touristen. Zugleich jedoch, so der Eindruck, gibt es genügend potenzielle einheimische Apothekenkundschaft, die den vielen ansässigen Apotheken ihr Auskommen verschaffen
Hohe Apothekendichte
Die Apothekendichte, so zeigt es die Statistik, ist in Spanien durchaus hoch: Auf die gut 47 Millionen Einwohner kommen mehr als 22 000 öffentliche Apotheken. Damit liegt der spanische Staat im Hinblick auf die Apothekendichte noch vor Frankreich. Das Image sowohl der Apotheken als auch der Pharmazeuten ist gut. Apotheker sind in Spanien angesehen und beliebt, ihre Kompetenz ist unbestritten. Auch muss sich niemand um den Nachwuchs sorgen: Der Drang ins Pharmaziestudium ist groß.
Selbstbewusst: Valencias Apotheken
Diese Anerkennung in der Bevölkerung mag auch ein Grund dafür sein, dass Apotheken wie etwa die in El Cabanyal durchaus Selbstbewusstsein ausstrahlen. Und sowohl ihr Sortiment als auch ihre Beratungsleistung beispielsweise im Schaufenster deutlich herausstellen. Eine Marketingmaßnahme, die bei der Vielzahl der Mitbewerber durchaus notwendig scheint …

Die Vielzahl der Mitbewerber, so lässt sich spekulieren, mag einer der Gründe sein, warum auch spanische Apotheken in ihren Schaufenstern viel Kosmetika zeigen. Stichwort Gewinnspanne: Das Preisniveau für freiverkäufliche Medikamente ist in Spanien niedrig, Hamsterkäufe insbesondere von deutschen Urlaubern sind fast schon legendär.
Kein „Pillenparadies“
Nur: Ausgeführt werden dürfen lediglich Medikamente für einen etwa dreimonatigen Eigenbedarf. Standen jedoch Apotheken in Spanien früher in dem Ruf, verschreibungspflichtige Arzneimittel, etwa Antibiotika, auch ohne Rezept abzugeben, hat sich dies heute geändert. Insbesondere im früheren „Pillenparadies“ Mallorca – auch aufgrund strengerer Kontrollen.
Modern und traditionell
Doch zurück nach Valencia. In der drittgrößten Stadt Spaniens wird fast schon wehmütig, wer durch die „Apothekenlandschaft“ schlendert. Natürlich gibt es im Zentrum die großen Apotheken mit ihren gläsernen Fassaden und einem modernem Auftritt. Valencias Apotheken at it’s best.

Wenn wir aber nach El Cabanyal zurückkehren, finden wir auch kleine Apotheken, mit modernem Interieur hinter traditioneller Fassade. Glasierte, bunte Kacheln an der Außenwand prägen die Tradition ebenso wie Rolläden aus Holz oder Metall. Die werden morgens um 9.30 Uhr geräuschvoll hochgezogen – und sausen pünktlich zur traditionellen Mittagspause wieder nach unten. Klar, auch die Apotheken halten Siesta. Aus Tradition, wegen der sommerlichen Mittagshitze – und zur Steigerung der Lebensqualität.
Fotos: @kangi