Alles selber machen? Was für eine Verschwendung an Ressourcen, sagen Arbeitswissenschaftler. Denn: Aufgaben zu delegieren ist Bestandteil moderner Apothekenführung. Wir widmen dem Thema eine vierteilige Serie. Darin zeigen wir, warum Delegieren so wichtig ist. Und wir zeigen auch, wie davon alle profitieren: die Apothekenführung, die MitarbeiterInnen und das Unternehmen Apotheke.
Eine Voraussetzung für (richtiges) Delegieren ist zu verstehen, warum genau dies so wichtig ist: Aufgaben abzugeben. Zum einen stößt, wer alles selber machen will, bald an seine – zeitlichen und physischen – Grenzen. Zum anderen ist die Weigerung, Aufgaben zu teilen schlichtweg unzeitgemäß: Wer nicht delegiert outet sich als unprofessionell in der Apothekenführung.
In unserer vierteiligen Serie erfahren Sie, warum Delegieren so wichtig ist. Wir weisen Ihnen den richtigen Weg zum Loslassen. Sie erfahren, wie sich Delegieren in der Apotheke umsetzen lässt. Und wir geben Tipps dazu, wie dies in der Praxis aussehen kann.
Warum nur diese Scheu?
Dass so manche Führungskraft das Delegieren scheut, kann verschiedene Gründe haben, darunter ganz persönliche:
- Wer der Überzeugung ist, dass nur er eine Aufgabe richtig hinbekommt, wer mit Ehrgeiz und Kontrollsucht ringt und sich auch guten Argumenten von außen verschließt, wird sich mit dem Delegieren schwer tun.
- Ebenso derjenige der schlechte Erfahrungen mit dem Delegieren gemacht hat oder ständig fürchtet, dass seine MitarbeiterInnen Fehler begehen könnten.
- Vielleicht ist aber auch schlichte Unkenntnis der Grund dafür. Denn wer richtig delegiert erfährt mehr Vor- als Nachteile.
Deshalb ist Delegieren wichtig
In der modernen Arbeitswelt ist Führung ohne Delegation kaum mehr zu bewältigen. Aus zwei ganz einfachen Gründen. Der eine ist die Belastbarkeit: Die Anzahl der Aufgaben, die eine Chefin, ein Chef selbst übernehmen kann, ist nun einmal begrenzt, da mag sie oder er noch so hart arbeiten. Wer sich jedoch stets bis zum Äußersten fordert, dem droht Burn out und damit die „Zwangs-Delegation“ all seiner Aufgaben.
Der andere Grund ist ebenso wichtig: Wer eine Apotheke leitet braucht Freiräume für Entscheidungen und das Entwickeln von Visionen. Wer Aufgaben abgibt, verringert den Stress, schafft Zeitressourcen für die Tätigkeiten als Chefin oder Chef und den nötigen Raum für einen klaren Kopf. Anders gesagt: Die Chefaufgaben lassen sich damit effektiver und womöglich auch besser erledigen..
Eine Sache der Wertschätzung
Die Konzentration auf Chefaufgaben ist jedoch nur der eine positive Effekt der Delegation. Denn am Delegieren sind immer zwei beteiligt – ApothekenleiterIn und Mitarbeiter – und es profitieren drei – die Apothekenleitung, die MitarbeiterInnen und das Unternehmen. Kurz gesagt: Delegieren ist Teil der Personalführung, wer effektiv delegiert wird auch als Führungsperson anerkannt.
Warum das so ist? Nun, wer Aufgaben delegiert, drückt damit auch seine Wertschätzung gegenüber der Belegschaft aus und zeigt Vertrauen in deren Arbeit und Fähigkeiten. Das motiviert, steigert Leistung und Arbeitszufriedenheit. Damit nicht genug: Wer seine MitarbeiterInnen fördern will, muss delegieren. Nur so bringt er sie dazu, ihre Grenzen auszuloten, sich selbst zu fordern, im Idealfall über sich hinaus zu wachsen. Und davon wiederum profitiert der dritte im Bunde, das Unternehmen.
Delegieren: Und in der Praxis?
Viele erfolgreiche Apothekenleiterinnen und -leiter übrigens beherzigen dies längst – aus Kalkül, Instinkt oder aufgrund ihres gesunden Menschenverstandes. So erzählt eine Apothekerin: „Aktionsplanung? Das macht seit Jahren eine unserer PTA. Sie hat nicht nur gute Ideen und richtig Spaß daran, sie organisiert auch gleich die ganze Schaufensterdeko mit“, ist in vielen Apotheken zu hören.
Und ein Apothekenleiter berichtet: „Nordic Walking? Ist überhaupt nicht mein Ding! Aber unsere junge Apothekerin ist davon so begeistert, dass sie die Gruppe ins Leben gerufen hat. Sie trifft sich seit Jahren schon jeden Dienstag – und manchmal gehe sogar ich mit…“.
Foto: ©kangi