Homöopathie im Fokus

Polarisierend: die Welt der Globuli.

Wie sehr das Thema Homöopathie polarisieren kann, ist in privaten Diskussionen ebenso zu erleben wie in hochkarätig besetzten Gesprächsrunden. Einer der entscheidenden Konfliktpunkte ist dabei oftmals die Erklärung des Wirkmechanismus. Eine aktuelle Presseveranstaltung präsentierte grundsätzliches Wissen zur Homöopathie und beschäftigte sich zudem mit der Frage nach der Homöopathie als wissenschaftsbasierte Medizin.

„Ein Heilungserfolg ist immer ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren“, so Dr. med. Markus Wiesenauer. Diese lägen teils innerhalb des Patienten – Stichwort Selbstheilungskräfte -, teils aber auch außerhalb. „Das ist ein komplexes Zusammenspiel“, erläuterte der Facharzt für Allgemeinmedizin in eigener Praxis mit den Zusatzqualifikationen Homöopathie, Naturheilverfahren, Umweltmedizin in der Presseveranstaltung.

Patientenzentrierte Medizin

Wiesenauer betonte, dass bei der Heilung natürlich auch medizinische Interventionen eine wichtige Rolle spielen würden. Diese allerdings müssten zum jeweiligen Patienten und seiner Situation passen. Gerade das jedoch gerate in der konventionellen Medizin häufig in den Hintergrund.

„Die Stärke der Homöopathie ist entsprechend aus meiner Sicht, dass das Individuelle des Menschen im Zentrum steht“, so Wiesenauer. Mittels Homöopathie als Therapieform lasse sich der Mensch in seiner Gesamtheit statt nur einzelner Organe behandeln“. Und: „Homöopathie funktioniert auch wunderbar in Kombination mit konventionellen Maßnahmen.“

Deutliche Effekte

Zu den Einwänden von Skeptikern, Homöopathie wirke nicht über den Placebo-Effekt hinaus, erklärte Dr. Katharina Gaertner in der Expertenrunde, die Datenlage zeige „bei sachgemäßer Anwendung der Homöopathie wiederholt deutliche Effekte über Placebo hinaus“. Gaertner, die als Ärztin hausärztlich in der Schweiz tätig ist, hat im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit, unter anderem an Universitätskliniken in Wien, Bern und Berlin, Studien zur Homöopathie begleitet und analysiert.

Die Suche nach dem Wirkmechanismus

Mit der Förderung qualitativ hochwertiger Forschung im Bereich der Homöopathie auf internationaler Ebene beschäftigt sich das Homeopathy Research Institute (HRI) in London. Dessen Hauptgeschäftsführerin Rachel Roberts bezeichnete die Frage, wie genau homöopathische Arzneimittel wirken, in der Presserunde als „Millionen-Dollar-Frage“. Es gebe „mehrere Forschungsteams auf der ganzen Welt, die diese Frage untersuchen“. Dabei gehe es nicht zuletzt darum herauszufinden, welche physikalisch-chemischen Veränderungen – über den Stripping-Effekt hinaus durch die Verschüttelung bei der Herstellung homöopathischer Arzneimittel hinaus hervorgerufen werden.

Roberts hat als Homöopathin und als Dozentin für Homöopathie gearbeitet. Auch sie sprach sich dafür aus, dass komplementäre Ansätze wie die Homöopathie neben der konventionellen Medizin eingesetzt und immer die am besten geeignete Option verwendet werde. Als eine der Ursachen dafür, dass Kritiker die wissenschaftliche Forschung zur Homöopathie ignorieren, nannte die Diplom-Biologin mit Ehrendoktortitel den sogenannten „Plausibilitäts-Bias“, also das Nichtakzeptieren von Forschungsergebnissen, die dem widersprechen, was man derzeit für möglich hält.

Quelle: Pressekonferenz „Wer heilt, hat recht. Wie wissenschaftlich ist die Homöopathie wirklich?, Veranstalter DHU, 16.11.21

@Foto: kangi