Nachhaltigkeit in der Pharmazie: Ganzheitlich denken!

Blühender Apfelbaum im Frühling auf einer Wiese und unter blauem Himmel.
Die Natur im Blick: Nachhaltigkeit in der Pharmazie beeinhaltet eine ganze Reihe von Aspekten.

Geht es um Nachhaltigkeit in der Pharmazie ist ein alleiniges Angebot „grüner Medikamente“ zu kurz gedacht. Eine Expertendiskussion im Rahmen des Weleda Fachpresse-Clubs 2022 hat gezeigt: Nachhaltigkeit in der Pharmazie ist ein mehrdimensionales Konzept, in dem eine ganze Reihe von Aspekten eine Rolle spielen. Relevanz haben in diesem Konzept auch Apothekerinnen, Apotheker und PTA. Sie jedoch können sich noch stärker einbringen, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

Die Klimabilanz verbessern, ökologisch wirtschaften: Viele Pharmaunternehmen wollen damit ihr Bemühen um Nachhaltigkeit unterstreichen. Allerdings ist damit nicht genug getan, wie eine Expertendiskussion anlässlich des Weleda Fachpresse-Clubs 2022 zeigte. Nachhaltigkeit in der Pharmazie ist vielmehr ein mehrdimensionales Konzept, das ganzheitlich verfolgt werden muss, so eines der Ergebnisse. Und: Wer nur „grün“ denkt, denkt zu kurz.

Apotheken: Noch Luft nach oben

In diesem Konzept haben auch die Apothekerinnen, Apotheker und PTA ihren Platz. Als Mittler zwischen Produktempfehlung und Kundenwünschen kommt dem pharmazeutischen Fachpersonal eine wichtige Vermittler- und Moderatorenrolle zu – auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Wie aber steht es in den Apotheken mit diesem Thema?

Eine Umfrage unter Apothekenfachpersonal im Auftrag von Weleda (durchgeführt als Online-Befragung im Juli 2022) hat gezeigt: Hier ist noch Luft nach oben. Nur knapp 60 Prozent der 300 befragten Apothekerinnen, Apotheker und PTA gaben an, Aspekte der Nachhaltigkeit von Arzneimitteln bei der eigenen Empfehlung zu berücksichtigen. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) des befragten Apothekenfache

Kunden interessieren sich für „Natur“

Die Kundschaft wiederum zeigt durchaus Interesse am Thema „Natur“ bzw. „pflanzliche Wirkstoffe“. So registrieren die Umfrageteilnehmer vor allem auf dem Land eine Nachfrage nach Präparaten mit „Inhaltsstoffen aus der Natur“. Insgesamt legen der Studie zufolge über 80 Prozent der Kundinnen und Kunden bei Arzneimitteln Wert auf „natürliche / rein pflanzliche Wirkstoffe“. (Tipp: Grund genug, beispielsweise über eine Apothekenaktion zum Thema nachzudenken.)

Nachhaltig oder „nur“ grün?

Professor Dr. Michael Müller, Leiter des Lehrstuhls für Pharmazeutische und Medizinische Chemie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sorgte zunächst für eine Begriffsklärung. Ihm zufolge orientiert sich „grüne Pharmazie“ an technologischen Fragestellungen rund um ein Pharmazeutikum – und dies hauptsächlich aus ökologischer Sicht. „Nachhaltige Pharmazie“ hingegen adressiert das (Zusammen-)Leben der aktuellen und der künftigen Generationen mit dem Ziel der Behandelbarkeit von Krankheiten“.

Ökologie, so Professor Müller, sei daher nur eine Dimension von Nachhaltigkeit. Auch wenn Nachhaltigkeit in der Pharmazie nicht zuletzt häufig in Form von umweltschonender Produktion sichtbar werde: Müller warnt, diese als einzige zu verfolgen und zu propagieren. Vielmehr müsse, damit Pharmazie wirklich nachhaltig sein könne, auch die medizinische, soziale, ethische und kulturelle Dimension berücksichtigt werden. Eine rein ökologische „grüne Pharmazie“ ohne Einbeziehen anderer Dimensionen der Nachhaltigkeit benannte Müller als Greenwashing.

Stellschraube „Integrative Medizin“

Die Integrative Medizin kam hier als Stellschraube ins Gespräch. Deren Fokus, so Dr. med. Martin Schnelle, Leiter des Bereichs Medizin bei der Weleda AG, liege nicht zuletzt darauf, im Rahmen der Behandlung die Selbstheilungskräfte zu stärken. In diesem Zusammenhang nannte Schnelle ein Beispiele: Die Anthroposophischen Arzneimittel von Weleda etwa verfolgen mit Hilfe der salutogenetischen Perspektive (indirekt) das Ziel, dass beispielsweise weniger Antibiotika zum Einsatz kommen müssen.

Konsequent vorangehen

Das Unternehmensmotto „Im Einklang mit Mensch und Natur“ zu wirtschaften, unterfütterte Dr. Stefan Siemer, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit bei der Weleda ebenfalls mit einigen Beispielen. So sei 2021 die gesamte Weleda-Gruppe Teil der B-Corporations-Bewegung, kurz „B Corp“ geworden. Im Oktober diesen Jahres habe man die Klimaneutralität aller Weleda-Produkte erreicht. Und nächste Schritte seien kontinuierlich in Arbeit.

Quelle: „Pharmazie neu denken! Warum nachhaltige Pharmazie ganzheitlich konzipiert werden muss“, Weleda Fachpresse-Club 2022, München, 29. November 2022

Foto: @kangi