Im Gegensatz zu den Tieren ordnen Menschen ihr natürliches Schlafbedürfnis allzu oft äußeren Zwängen unter. Die Folge können innere Unruhe und Gedankenspiralen sein, die am Ein- und Durchschlafen hindern. Eine Presseveranstaltung durchleuchtete die Bedeutung des Schlafs – gerade in diesen unruhigen Zeiten – und beschäftigte sich mit Lösungsmöglichkeiten bei Schlafproblemen.
„Schlaf ist für alle Lebewesen überlebenswichtig“, konstatierte Dr. Immanuel Birmelin auf der Presseveranstaltung. Darin würden sich Tiere nicht vom Menschen unterscheiden, so der Biologe und Verhaltensforscher. Zugleich bedeute dies, dass Schlafmangel auch bei Tieren massive Auswirkungen auf Gesundheit und Sozialverhalten habe. Das Fatale: Man könne beobachten, so der Freiburger Forscher, „wie die Nähe zum Menschen das Schlafverhalten der Tiere beeinflusst“. Hund, Katze oder Wellensittich könnten unter den Lebensgewohnheiten von Herrchen und Frauchen leiden. Und deren Schlafmangel notgedrungen mittragen.
Wichtig für Regeneration und Reparatur
Gerade Menschen zwischen 25 und 55, so Dr. Traugott Ullrich in seinem Eingangsstatement, befänden sich in der „Rush Hour des Lebens“. Und würden oftmals zu wenig schlafen. Der Alltag fordere viele von ihnen derart, dass sie Schlaf als überflüssigen Luxus werten und dessen Bedeutung unterschätzen, so Ullrich, General Manager Marketing, Medical & Sales Germany bei Dr. Willmar Schwabe. Doch „Schlaf hat für unseren Organismus unersetzliche Funktionen“, wie Dr. Hans-Günter Weeß betonte. Der Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums des Pfalzklinikums umriss die Bedeutung des Schlafs mit einem Satz: „Er ist das wichtigste Regenerations- und Reparaturprogramm des Menschen“.
Umso fataler die Zahlen und Fakten rund um den Schlaf. Demnach geben ein Drittel der Deutschen an, mittelmäßig bis schlecht zu schlafen. Schlafmangel jedoch steigere die Risiken für Depressionen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall, wie es anlässlich der Presseveranstaltung hieß. Das Immunsystem leide, die Gefahr, übergewichtig zu werden, nehme zu. Überdies gelten bis zu 1,9 Millionen Deutsche als schlafmittelabhängig.
Hilfe aus der Apotheke ist gefragt
Kein Wunder also, dass Schlafstörungen in der Apotheke ein häufiger Grund für Beratungsgespräche sind, so Beate Glombitza. Betroffene würden sich oft einfach eine Tablette wünschen, die ihnen zu einer ungestörten Nachtruhe verhelfen soll, stellte die Apothekerin und freiberufliche Trainerin fest. „Doch können wir da nicht einfach irgendein Mittel über den HV-Tisch reichen.“ Denn die Klassiker in der Selbstmedikation, die H1-Antihistaminika, seien nur zur kurzfristigen Anwendung zugelassen. Pflanzliche Präparate seien lange bekannt und bewährt, eine Wirkung trete häufig erst nach mehrwöchiger regelmäßiger Einnahme ein.
„Bei Schlafproblemen ist letztendlich eine ursächliche Behandlung immer der beste Weg, um langfristig wieder zur nächtlichen Erholung zu finden“, so das Fazit der Apothekerin aus Bergisch-Gladbach. Als Ansätze dafür nannte sie eine gute Schlafhygiene und soweit möglich, eine Veränderung des Lebensstils. Bei innerer Unruhe und Angstgefühlen als Ursache der Schlafprobleme könne ein pflanzliches Arzneimittel auf Basis von Arzneilavendelöl weiterhelfen.
Ein großes Problem dagegen seien Schlafmittel wie die verschreibungspflichtigen Z-Substanzen, „denn diese können abhängig machen“. Kritisch sieht die Arzneimittelexpertin zudem den Wirkstoff Melatonin. Auch, wenn „aufgrund der vielen Werbung derzeit häufig nach Melatonin-haltigen Präparaten gefragt“ werde. Dieser Wirkstoff sei „in Ordnung für eine gewisse Zielgruppe“, die z. B. durch Schichtarbeit unter einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus leide. „Aber die Mehrheit der Menschen mit Schlafstörungen hat andere Ursachen für ihre nächtlichen Probleme.“
Quelle: Digitale Pressekonferenz „Schlafen wie ein Murmeltier? Schwein gehabt!“, 22. Februar 2022, Veranstalter Dr. Willmar Schwabe
Foto: ©iStockphoto.com/ziggy3984