Was tun für das Gedächtnis?

Sudoku-Kästchen, die noch nicht ausgefüllt sind.
Gedächtnistraining durch Sudoku? „Ja – aber“, sagt der Gedächtnistrainer.

Wo verläuft die Grenze zwischen „normaler“ Vergesslichkeit und krankhaften Gedächtnisstörungen? Lässt sich für die Gehirngesundheit etwas tun? Und wenn ja, was? Drei Fragen, die gerade Menschen im fortgeschrittenen Alter zunehmend beschäftigen. Und Fragen, die auch das Apothekenteam regelmäßig gestellt bekommt. Eine Pressekonferenz ging auf die Suche nach Antworten.

Wann werden Gedächtnislücken bedenklich? Gerade im fortgeschrittenen Alter stellen sich viele Menschen diese Frage. Dr. med. M. Axel Wollmer, Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie, Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll, Hamburg, hat auf diese Frage eine ganz konkrete Antwort: „Zunehmende Schwierigkeiten, sich an kurz zurückliegende Ereignisse zu erinnern, wiederholtes Vergessen von Terminen oder Probleme, sich in eigentlich vertrauter Umgebung zu orientieren, können mögliche frühe Anzeichen einer demenziellen Entwicklung sein“, so der Privatdozent im Rahmen einer Presseveranstaltung rund um das Thema „Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen“.

Anzeichen ernst nehmen

Vor allem dann, wenn die Betroffenen selber solche Symptome als besorgniserregend empfänden, stecke dahinter mehr als eine normale altersbedingte Veränderung, so Wollner. Derartige Anzeichen seien ernst zu nehmen, und würden am besten zunächst mit dem Hausarzt besprochen. Der nächste Schritt könnte das Aufsuchen einer Gedächtnissprechstunde sein.

Was die Einnahme von Ginkgo-Arzneimitteln betrifft, empfiehlt Wollner „nur Ginkgo-Präparate, die einen definierten Extrakt mit belegter Wirksamkeit und in ausreichender Dosis enthalten. „Ginkgo-Arzneimittel empfehle ich vor allem bei noch leicht ausgeprägten neurokognitiven Störungen“, so der Experte, außerdem „bei neurokognitiven Störungen mit vaskulärer oder gemischter Ätiologie“.

Selbst aktiv werden

Kognitive Leistungseinbußen im Alter seien allerdings nicht unausweichlich, betonte Prof. Dr. med. Inga Zerr anlässlich der Presseveranstaltung. „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie für ihre Gehirngesundheit etwas tun können“, etwa mit ausreichend erholsamem Schlaf, körperlicher Betätigung und gesunder Ernährung, so die Oberärztin an der Klinik für Neurologie, Georg-August-Universität Göttingen. Zugleich sei es wichtig, die Risikofaktoren zu minieren – etwa Alkoholkonsum, Rauchen und Übergewicht. Und: „Wer unter Schwerhörigkeit leidet, sollte ein Hörgerät tragen.“ Auch dies könne das Risiko für kognitive Leistungseinbußen im Alter signifikant minimieren.

Das Gedächtnis trainieren

Der professionelle Gedächtnistrainer Markus Hofmann wiederum plädierte für gezieltes und regelmäßiges Gedächtnistraining. „Wenn wir im Alltag immer das Gleiche machen, lässt unsere Gehirnleistung irgendwann nach.“ Hofmann, der u. a. als vielgefragter Vortragsredner und Coach für Schüler, Eltern und Lehrer unterwegs ist, setzt auf Motivation: Das „Work-out“ für die grauen Zellen lasse sich durchaus im Alltag integrieren. „Alles, wobei man über den eigenen Tellerrand hinausschaut, und sein Gehirn anstrengt, ist auch für die grauen Zellen gut“. Das könne das Lernen eines neuen Tanzschrittes ebenso sein, wie der Verzicht auf das Navi im Auto.

Ganz nebenbei demonstrierte Gedächtnistrainer Hoffmann – praxisbezogen „vor Ort“ – wie sich die Merkfähigkeit des Gehirns gezielt trainieren lässt. Stichwort: „mentale Briefkästen“. Oder, bildhaft umschrieben: „Man legt eine Information im Kopf an einem ganz bestimmten Ort ab, um sie auch wiederzufinden“. Dies klinge zwar, wie der Experte selbst einräumt, bizarr. Dass diese Methode jedoch durchaus funktioniert, davon durften sich die anwesenden Journalisten selbst überzeugen.

Quelle: Pressekonferenz „Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen – was ist nicht mehr normal und was kann man dagegen tun?“, Veranstalter Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Teilnahme online, 7. Februar 2023

Foto: @kangi