Neue Bilder im Kopf. Das Sechste

Bilder sagen bekanntlich mehr als Worte. Doch die Bildwelten haben sich im Lauf der Zeiten gewandelt, nicht zuletzt durch die Digitalisierung und die sozialen Medien. Eine aktuelle Ausstellung von C/O Berlin spürt dem nach: „Send me an Image“ heißt die Schau. Sehenswert, nicht nur für ausgesprochene Fotofreaks – und eine Abrundung Ihres Berlin-Trips.

Bilder sind wichtige Übermittler von Informationen, das gilt für die Medien ebenso wie im Privaten – man denke nur an Urlaubsgrüße oder Familienfotos. C/O Berlin, das Ausstellungshaus für Fotografie und visuelle Medien zeigt jetzt den Wandel der Fotografie als Medium der Abbildung hin zu einem bedeutendsten sozialen Kommunikationsmittel unserer Zeit. Das alles in einer Ausstellung, die neben einer Fülle von Informationen auch den künstlerischen Aspekt nicht zu kurz kommen lässt.

Die Flut der Bilder

Genau 350 000 Fotos auf einem Haufen? Der niederländische Künstler Erik Kessel hat in seiner Installation „24HRS“ Standardfotoabzüge wild übereinandergeworfen. Damit macht er die Masse an Bildern anschaulich, die vor 15 Jahren tagtäglich auf die Image-Sharing-Seite Flickr geladen wurden. Das Ausstellungshaus C/O Berlin lässt seine BesucherInnen am Eingang erst einmal durch dieses Bildermeer waten.

Und doch: Die enorme Anzahl von 350 000 Fotos erscheint uns heute, wie die Ausstellungsmacher schreiben, „lachhaft klein“. Vor allem wenn man bedenkt, dass der digitale Bilderberg auf Instagram und Facebook täglich um viele Millionen Schnappschüsse anwächst. Diese, darauf weißt das Booklet zur Ausstellung hin, würden gar nicht mehr im Fotolabor entwickelt und ausgedruckt. Vielmehr lassen sie bunte Kabel oder Wifi-Verbindungen „von einem Bildschirm zum anderen zirkulieren“.

Der große Wandel

Noch vor ein, zwei Jahrzehnten war dies anders. Ansichtskarten an die Lieben daheim gehörten zu einem gelungenen Urlaub: Man wollte ja zeigen, wo man es sich gut gehen ließ! Diese Aufgabe haben längst die sozialen Medien übernommen. Und bilden eines der Beispiele dafür, wie sich der Umgang mit Bildern und Fotos verändert hat.

Zum geänderten Umgang mit Bildern gehört auch ein Blick „auf Phänomene wie Zensur, Überwachung und algorithmische Regulation, auf denen viele Aktivitäten im Datenzeitalter beruhen“, so die Ausstellungsmacher. Bilder „entwickeln auch ihren eigenen Nachrichtenwert“ und „entfachen als ‚pure‘ Botschaften sogar Proteste jeglicher Couleur“.

Die Ente steht für Protest

Unsere rote Ente ist übrigens ein Symbol für diese Entwicklung. Sie guckt zwar freundlich. Doch sie steht stellvertretend für eine gar nicht so lustige Protestaktion, bei der überdimensionale Quietscheenten eine wichtige Rolle gespielt haben. Auch dies erläutert die Ausstellung. Und hat deshalb eine gelbe Quietscheente vor den Eingang platziert: Sie weist den Weg zur Ausstellung, nahe gelegen beim Bahnhof Zoo.

Infos zur Ausstellung

„Send me an Image. From Postcards to Social Media“, C/O Berlin, bis 2. September 2021, Informationen unter https://co-berlin.org/de/programm/ausstellungen/send-me-image

@Foto: kangi