Wir durchleben unruhige Zeiten: Die Corona-Pandemie und die zunehmenden Umweltkatastrophen haben gezeigt, wie schnell sich der Alltag komplett verändern kann. Dies hinterlässt auch Spuren in der Psyche der Menschen, so das Ergebnis von Befragungen. Eine Pressekonferenz ging u. a. der Frage nach, inwieweit sich dies alles im Beratungsalltag der Apotheken niederschlägt.
„Sicher ist nur noch, dass nichts mehr sicher ist“, fasste Dr. Traugott Ullrich die Gefühls- und Gedankenwelt vieler Menschen zusammen. Bei der Begrüßung zur Pressekonferenz von Dr. Willmar Schwabe machte der General Manager Marketing, Medical & Sales Germany an einigen Beispielen fest, wie sich das Leben in Deutschland 2021 „von heute auf morgen ändern“ kann.
Beispiel Künstler
Ein Beispiel: die Künstler. Stellvertretend hatte man zur Presseveranstaltung den Hamburger Ole Mader eingeladen. Mader, der u. a. als Komponist und Sprecher arbeitet, schilderte anschaulich die derzeitige schwierige Situation der Kulturschaffenden. Und: Insbesondere für jene die ihren Hauptfokus im „Live-Sektor“ haben befürchtet er, dass sich deren Lage nicht so schnell ändern werde.
Beispiel Ärzte
Auch Ärzte hat die Pandemie existenziell betroffen, wie Dr. Annette Dröge den teilnehmenden Journalistinnen darlegte. Die Kinder- und Jugendärztin aus Köln hat normalerweise während der klassischen Infektzeit im Herbst und Winter besonders viel zu tun. Aber: „Anfänglich kamen aus Angst und Vorsicht so gut wie keine Patienten mehr“. Trotz eines ausgeklügelten Hygieneplans blieben die Eltern zurückhaltend.
„Ich begann, meinen vermeintlich krisensicheren Beruf in Frage zu stellen“, erzählte Dröge. Sie registriert nach wie vor eine anhaltende Belastung in den Familien. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen seien „die psychischen und physischen Ausmaße der Pandemie“ noch längst nicht ausreichend bekannt – „und schon gar nicht am Ende“.
Existenzängste
Eine Existenzbedrohung durch die Pandemie sehen Experten als einen wichtigen Grund für deren psychischen Folgen. Prof. Dr. Tillmann Krüger, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover, konnte in seinen Erhebungen zeigen, inwieweit Ängste und Depressionen der Befragten zugenommen, Wohlbefinden und Lebensqualität sich verschlechtert haben.
In einer Befragung 2021 sei zudem festzustellen, so Krüger, dass sich die Zahl der Menschen, die schlecht schlafen, zwar gegenüber dem Vorjahr verringert hat (2020 hat fast die Hälfte der Befragten über schlechten Schlaf geklagt, 2021 waren dies 28,6 Prozent). „Doch fühlten sich deutlich mehr der Teilnehmenden gereizt“. In Zahlen: 2020: 51 Prozent, 2021: 66 Prozent.
Tipps für den Alltag der Apotheke
Apotheker Dr. Stefan Noé, Inhaber der „Bären-Apotheke“ in Karlsruhe, schilderte den Journalisten, wie sich die Beratungssituation der Apotheken in Pandemiezeiten darstellt: wenn Beratung hinter einer Glasscheibe stattfindet, Masken das Gesicht und damit die Mimik verdecken. Wie können Apotheken dann Kunden weiterhelfen, die in einer belastenden Situation stecken, sich gereizt fühlen, über Schlafmangel klagen?
Noé vermittelte dazu eine Reihe praxisnaher Tipps. So sei in dieser Situation Fingerspitzengefühl gefragt und die Fähigkeit, optimal zu kommunizieren. Sorgen und Ängste seien durchaus tabuisiert, so Noé, nicht jeder Kunde erzähle davon „frei heraus“. Wichtig sei daher, dass das Apothekenpersonal sich an die Probleme der Kunden „heranfrage“: „Haben Sie kreisende Gedanken?“, „Gibt es beruflich eine Schieflage?“.
Dabei komme es nicht darauf an, tatsächlich eine Antwort zu erhalten. Vielmehr gehe es darum, dass die Kunden sich ihre eigene Situation bewusst machen. Noés Tipp: bei der Beratung eine Broschüre zum Einlesen ins Thema überreichen. Wichtig sei, dass sich die Kunden beim Erstkontakt in der Apotheke gut aufgehoben fühlen. „Dann kommen sie auch wieder“.
Quelle: Hybrid-Pressekonferenz Lasea® „In der Ruhe liegt die Kraft“, 12. Oktober 2021, Veranstalter Dr. Willmar Schwabe
Foto: © Dr. Willmar Schwabe