Kundenkontakt: Apothekers Plauderkasse

Plaudern und Kaffee trinken: Pfiffige Händler wissen, wie sich der Kontakt zur Kundschaft fördern lässt.

Apotheken wissen es längst: Der persönliche Kontakt am HV hat für Kunden eine wichtige soziale Funktion. Eine niederländische Supermarktkette nützt dies nun ganz gezielt zur Kundenbindung. Ob die Apotheke bei dieser Maßnahme für mehr Kundenkontakt Pate gestanden hat?

Auch wenn die Gespräche manchmal etwas länger dauern als geplant: Der Besuch in der Apotheke ist für viele Menschen nicht nur deshalb wichtig, weil sie ihre Medikamente abholen. Vielmehr geht es ihnen auch darum, regelmäßig vertraute Gesichter zu treffen und zu spüren, dass es dem Gegenüber nicht egal ist, wie es einem geht. Gerade Älteren ist es wichtig, sich dabei ausgiebig mitteilen zu können und auf einen Menschen zu treffen, der zuhört. Faktoren, die für Apotheken zum ABC der Kundenbindung unbedingt dazu gehören.

Zeit haben fürs Gespräch

Ob die Marketingexperten von Jumbo sich an den Erfahrungen der Apotheken orientierten ist nicht bekannt. In jedem Fall aber hat die niederländische Supermarktkette vor ein paar Jahren in ihrem Markt im niederländischen Vlijmen eine Kletskassa eingeführt: eine Klatschkasse. Oder, freundlicher gesagt, eine Plauderkasse. Hintergrund: Zeit haben für das Gespräch mit den Kunden.

Die Idee ging auf: Die Kundschaft war begeistert. Endlich hatte jemand Zeit für ihre Anliegen, keiner drängelte, keiner schubste. Jeder wartete geduldig, bis er an der Reihe war – mit Reden, Sich-Austauschen, damit, sein Anliegen loszuwerden.

Kletskassa landesweit

Unlängst hat Jumbo verkündet, dass man die Extrakasse zum Plaudern in 200 weiteren Supermarktfilialen in den Niederlanden einführen wolle. Insbesondere älteren Menschen, für die der Einkauf oftmals ein Höhepunkt des Tages ist, wolle man mit dieser eingerichteten Extra-Kasse ansprechen, meldete die Fachzeitschrift LP Lebensmittelpraxis. Dem Vernehmen nach ist zudem geplant, für mehr Kundenkontakt zusätzlich zur Kasse eine Kaffee-Ecke einzurichten, damit die Älteren auch mit jungen Menschen ins Gespräch kämen.

Präventiv aktiv für den Kundenkontakt

In Deutschland gibt’s dafür schon mal Beifall von der Medizinerseite: Die Idee könnte „auch für deutschen Senioren aus Präventionssicht interessant sein“, freut sich die Ärzte Zeitung. Und verweist auf den niederländischen Gesundheitsminister Hugo de Jonge. Jumbo zitiert ihn mit den Worten: „Einsamkeit ist ein wachsendes soziales Problem (…) Es ist schön zu sehen, dass eine lokale Organisation mit Unterstützung der Geschäftswelt so viel bewirken kann.“

Beifall für die Apotheke

Diesem Beifall schließen wir uns gerne an. Und meinen, dass auch die Apotheken durchaus ein wenig für sich trommeln dürfen: Das soziale Miteinander spielt in der Offizin schon immer eine Hauptrolle – auch ganz ohne Plauderkasse.

@Foto: kangi